Christopher Diez
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Rom und die Christen (Stark), Freising.
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römischem Staat (Klett), Stuttgart.
Wlosok, A. / Giesche, M. (2000): Rom und die Christen. Zur Auseinandersetzung zwischen Christentum und römischem Staat (Klett), Stuttgart.
Peter Kuhlmann
Echte Philosophie?
Neue Perspektiven auf die Cicero-Lektüre in der Oberstufe
1. Warum lesen wir Ciceros
Philosophica in der Oberstufe?
Kein Autor kommt in der Lektürephase des
Lateinunterrichts so häufig und in so unterschiedlichen Kontexten vor wie Cicero. In der
Mittelstufe begegnet er in den Lehrplänen etlicher Bundesländer als Meister des Wortes, der
mit allen Mitteln der rhetorischen Kunst scharfe
Angriffe gegen Verres, Catilina oder Marcus
Antonius fährt. In seinen Briefen entdecken wir
einen engagierten, aber auch verzweifelten Politiker im Kampf um die Rettung der res publica.
In der Oberstufe verschieben sich die Schwerpunkte. Dort werden meist Auszüge aus Ciceros
staatstheoretischen und philosophischen
28
Werken gelesen, allen voran aus De re publica,
De finibus, den Tusculanae disputationes, De
natura deorum und De officiis. Mit De re publica
ist dabei ein Werk aus Ciceros erster Schaffensperiode nach der Rückkehr aus dem Exil
vertreten, während die übrigen der genannten
Bücher zu Ciceros zweiter Schaffensphase kurz
vor Ende seines Lebens zählen (vgl. Stroh 2008
für eine biographische Einordnung). Cicero
hat also, das erfahren unsere Schülerinnen und
Schüler, zu verschiedenen Zeitpunkten eine
Vielzahl philosophischer Schriften verfasst.
Doch ist Cicero auch ein Philosoph – oder nur
ein Philosoph in Anführungszeichen (Frisch
2020, S. 10), ein Philosophiehistoriker, Vielschreiber, Abschreiber und Übersetzer? Kann
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Echte Philosophie? Neue Perspektiven auf die Cicero-Lektüre in der Oberstufe
man Cicero in den Kreis der Philosophen aufnehmen, und bieten uns seine philosophischen
Schriften echte Philosophie, die auch heute
noch etwas zu sagen hat?
Analysiert man exempli gratia den aktuell
noch gültigen bayerischen G8-Lehrplan für die
elfte Jahrgangsstufe, dann entdeckt man, dass
Cicero philosophus gemeinsam mit Senecas Epistulae morales im Themenbereich 11.1 („Vitae
philosophia dux – philosophische Haltungen“)
behandelt wird (vgl. Lobe 2020 für eine Einordnung). Welches Ziel soll die Cicero-Lektüre
dabei erfüllen? Einerseits geht es in diesem Themenbereich darum, die Philosophie der Antike
als „Wegweiserin zur Lebensbewältigung in
schwierigen Situationen“1 kennenzulernen. Die
Schülerinnen und Schüler sollen dazu angeregt
werden, mit ihrer Hilfe über den Sinn im Leben,
mögliche Lebenswege und die dahinterstehenden Wertebilder nachzudenken. Ein erstes Ziel
dieses Themenbereichs liegt also im existenziellen Transfer, der dem Themenbereich seinen
besonderen Reiz verleiht. Die antike Philosophie soll hier anhand von Schlüsselfragen des
Menschseins einen erzieherischen Beitrag zur
Persönlichkeitsbildung unserer Schülerinnen
und Schüler leisten.
Andererseits geht es in diesem Themenbereich auch darum, den Schülerinnen und
Schülern einen vertieften Überblick über die
antike Philosophiegeschichte zu vermitteln. Als
wichtige Stationen nennt der Lehrplan die Vorsokratiker mit „der Frage nach dem Ursprung
des Seins“, dann die sokratische Wende und
schließlich die hellenistischen Strömungen des
Epikureismus und der Stoa, die in dieser Jahrgangsstufe einen Schwerpunkt bilden sollen.
Schon dabei fällt auf, dass es sich bei diesem
Überblick um griechische Themen handelt.
Das Römische kommt nur am Rande vor, und
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zwar in der Nennung von Cicero und Seneca,
mithilfe deren Werke diese beiden Globalziele
erreicht werden sollen. Eine eigene römische
Perspektive erscheint nicht. Vielmehr heißt es,
dass „die römische Philosophie griechisches
Gedankengut übernimmt“ und sich dabei vor
allem für die ethischen Themen interessiert.
Dieser Befund erhärtet sich, wenn man im
Unterpunkt „Texte und Autoren“ weiterliest.
Neben dem existenziellen Lernen, das hier
noch einmal konkretisiert wird, ist es gerade die
Cicero-Lektüre, anhand derer die Schülerinnen
und Schüler einen Überblick über die zentralen Strömungen der griechischen Philosophie
gewinnen und sie passgenau voneinander unterscheiden sollen. Cicero selbst gerät dabei nur
in zweifacher Hinsicht in den Fokus: So sollen
die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass
sich Cicero – Stichwort „Eklektiker“ – für keine
philosophische Richtung entschieden hat, sondern je nach Thema einzelnen philosophischen
Anschauungen den Vorzug gibt. Das hänge
mit Ciceros Zielsetzung zusammen, die darin
bestehe, seinem römischen Publikum „erstmals in lateinischer Sprache“ die griechische
Philosophie näherzubringen. Der Lehrplan
sieht Cicero also bestenfalls als Philosophen
in Anführungszeichen; seine philosophischen
Schriften erscheinen vor allem als Steinbruch,
aus dem die einzelnen Blöcke der griechischen,
vor allem der hellenistischen Philosophie
mundgerecht herausgeschlagen werden. Eine
römische Philosophie, eine eigenständige philosophische Agenda Ciceros kommt nicht in den
Blick.
Damit steht der bayerische G8-Lehrplan
nicht allein im deutschsprachigen Raum;
vielmehr lässt sich diese Art der Schwerpunktpunktsetzung in vielen anderen Lehrplänen
beobachten (vgl. Frisch 2020, S. 9). Dies lässt
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Christopher Diez
sich damit erklären, dass die Lehrpläne in einer
langen, vor allem deutschen Forschungstradition stehen, die sich von der Philologie über die
Philosophie bis hin in die Geschichtswissenschaft erstreckt (vgl. dazu Diez 2021, S. 30-34
sowie Diez 2022).
2. Das Paradigma der älteren Forschung:
Cicero als mittelmäßiger Philosophiehistoriker
Diese ältere Forschungstradition wirft noch
immer einen langen Schatten und beeinflusst
unser Cicero-Bild. Sie lässt sich prägnant in
einem Aufsatz von R. Hoyer aus dem Jahr 1898
erkennen, in dem er nach den Quellen einzelner
Philosophica Ciceros fragt und unter anderem
für die Analyse des zweiten Buches von De
natura deorum konstatiert:
Und es ist möglich, die wüste Verworrenheit
Ciceros mit klarem Blicke zu durchschauen;
man muss ihn nur mit einer Liebe lesen, die
er eigentlich nicht verdient. Als Philologe aber
sieht man durch den trüben Unverstand des
römischen Dilettanten hinein in die Tiefen
edler griechischer Geister. […] Dass Cicero
[…] wirklich nicht verstanden hat, was und
wie er schrieb, werden wir für manche andere
Schriften wie besonders für de nat. deor. II
annehmen müssen. (Hoyer 1898, S. 39ff.)
Wie durch ein Brennglas finden sich hier auf
engem Raum die topisch gewordenen Einwände,
die gegen den Philosophen Cicero erhoben
werden: Wenn Hoyer Cicero als „römischen
Dilettanten“ bezeichnet, zielt er darauf ab, dass
Cicero sein Leben nicht ausschließlich der Philosophie gewidmet hat und auch keine eigene
philosophische Schule begründet hat, sondern
nur zu den Zeiten philosophische Werke verfasst
hat, in denen er politisch kaltgestellt bzw. persönlich stark getroffen war. Cicero sei also deshalb
kein Philosoph, weil die Philosophie ihm nur als
Lückenfüllerin und Therapeutin diene. Hoyers
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nächster Vorwurf, Cicero habe nicht verstanden,
was er schrieb, fasst die Beobachtung zusammen,
dass Cicero manche Positionen und Ansichten
der hellenistischen Philosophenschulen nicht
treffend, nicht nach der orthodoxen Lehre oder
zumindest nicht frei von Polemik und Überzeichnung darstellt. Schließlich bleibt noch der
Vorwurf, dass Cicero „nicht verstanden hat, wie
er schrieb“, was zu einer „wüsten Verworrenheit“
seiner Schriften führe. Dieser Vorwurf trifft nicht
die philosophische, sondern die literarische Seite
von Ciceros Schriften. Bei deren Analyse haben
viele philologische Untersuchungen zutage
gefördert, dass die einzelnen Reden, die Cicero
seinen Dialogteilnehmern in den Mund legt,
‚verworren‘ gestaltet sind: Es fänden sich in den
einzelnen Reden nämlich Doppelungen, überraschende Kürzen, Lücken oder Digressionen, die
den Gedankengang nachhaltig störten. Auch das
Verhältnis von Rede und Gegenrede wurde kritisiert. Erinnern wir uns: In einigen Dialogen wie
etwa in De finibus oder De natura deorum folgt
auf jede dogmatische Rede, in der z. B. die epikureische oder stoische Position dargestellt wird,
eine Gegenrede, die mögliche Schwachstellen der
dogmatischen Rede aus einer „neutralen“ Warte
aufzeigen soll. Die Forschung hat nun herausgearbeitet, dass manche Gegenreden nicht immer
Bezug auf die Ausgangsrede nehmen, sondern
Positionen angreifen, die dort gar nicht vertreten
wurden. Außerdem werden manche Positionen
übermäßig lang traktiert und manche hingegen
kaum oder gar nicht berücksichtigt. Kurzum:
Cicero gilt der älteren Forschung weder als Philosoph noch als guter Literat. Und dennoch hat
sie sich lange und ausgiebig und fast schon leidenschaftlich mit Cicero beschäftigt. Denn trotz
aller Schwächen hoffte man, durch Cicero einen
Blick „in die Tiefen edler griechischer Geister“
zu werfen, deren Originalschriften in vielen
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Echte Philosophie? Neue Perspektiven auf die Cicero-Lektüre in der Oberstufe
Fällen gar nicht überliefert sind. Der Philologe,
so Hoyer, ist also gewissermaßen in der Lage,
mit seinem philologischen Handwerkszeug die
wertvollen Schätze der griechischen Philosophie
zu heben, die im römischen Schlamm versteckt
liegen, und diese wieder zum Strahlen zu bringen. Cicero gilt also nur als Quellenautor, der
nicht um seiner selbst willen gelesen wird; das
Eigentliche, das Vorbildliche und das Wertvolle
ist die griechische Philosophie, die es aus ihm zu
extrapolieren gilt.
3. Die Gegenargumente und Perspektiven
der neueren Cicero-Forschung
Die neuere Cicero-Forschung setzt sich von
diesem Forschungsparadigma ab. Sie fragt vielmehr danach, was denn Ciceros eigener philosophischer Standpunkt ist (vgl. e. g. Auvray-Assayas
2006, Ehlers 2011 und Woolf 2015). In den
letzten zehn Jahren wird zudem immer öfter
die Frage gestellt, ob es mit Cicero, Lukrez und
Seneca nicht doch auch so etwas wie eine dezidiert „römische Philosophie“ gibt (vgl. Müller
2015), auch wenn durch die römischen Denker
formal keine neue Philosophenschule begründet wurde. Außerdem fragt man stärker nach
Ciceros Rezipientenkreis: Welche Vorbildung
hatte seine Leserschaft, wie stand sie selbst zur
griechischen Philosophie – und war das wirklich
alles ‚Neuland‘ für Ciceros Leserschaft? Auch die
Dialogform kommt immer mehr in den Blick der
neueren Forschung. Während man früher davon
ausging, dass Cicero die Gattung des Dialogs vor
allem deshalb gewählt hat, weil er so seine griechischen Quellen ohne größere Systematik und
Ordnung in eine lockere Form gießen konnte,
fragt man nun nach der hermeneutischen Funktion der Dialogform (vgl. grundlegend Süß 1952
und Görler 1974 sowie bspw. Sauer 2007 für De
legibus). Welchen inneren Zusammenhang gibt
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es also zwischen Ciceros philosophischem Ansatz
und der von ihm gewählten Gattung?
Was unterscheidet diese Forscherinnen und
Forscher nun vom älteren Cicero-Paradigma?
Zunächst einmal betonen sie Ciceros philosophische und literarisch-rhetorische Expertise.
Dass Cicero, wie Hoyer behauptete, wirklich
nicht verstand, was er schrieb, erscheint schon
deshalb unwahrscheinlich, weil er wie kaum ein
anderer bei den führenden Vertretern der damaligen Schulen Philosophie studierte; die Belege
dazu finden sich vor allem in den Proömien von
De finibus und De natura deorum (vgl. dazu Diez
2021, S. 35-71). Die Stoa lernte er etwa durch Diodotos und Poseidonios kennen – und gerade mit
Diodotos blieb er lange in regem Austausch, nicht
zuletzt deshalb, weil er ihn im Alter in sein Haus
aufnahm. So stand ihm Diodotos bis zu dessen
Tod als Gesprächspartner und philosophischer
Ratgeber zur Verfügung. Den Epikureismus studierte er bei den Epikureern Phaidros und Zenon
und die platonische Akademie bei Philon von
Larissa und Antiochos von Askalon (vgl. Frisch
2020, S. 11 mit Stellenangaben). Philon war es
auch, dem sich Cicero von allen philosophischen
Lehrern am nächsten fühlte und dessen Ausrichtung des philosophischen Skeptizismus ihn
nachhaltig beeinflusste. Auch studierte er die hellenistische Philosophie nicht nur intensiv während seiner Griechenlandreise. Vielmehr umgab
er sich zeitlebens mit philosophisch gebildeten
Gesprächspartnern wie eben dem Stoiker Diodotos oder seinem Freund und Verleger Atticus,
der selbst Anhänger des Epikureismus war. Auch
in Tiro, seinem Sekretär, Sklaven, später Freigelassenen und engen Vertrauten, stand ihm ein
philosophisch gebildeter Gesprächspartner zur
Verfügung. Zudem unterstreicht O. Gigon mit
Recht in dieser Hinsicht Ciceros literarisch-rhetorische Expertise. Bei jemandem wie Cicero, der
31
Christopher Diez
nach jahrzehntelangem Training auch in kurzer
Zeit in der Lage war, komplexe Sachverhalte in
stringente und kunstfertige Reden zu gießen und
der sich in Werken wie De oratore auch theoretisch mit der Redekunst beschäftigt hat, fällt es
schwer zu glauben, dass ihm dies in seinen philosophischen Dialogen gar nicht gelungen sein
soll (vgl. Gigon 1973). Methodisch liegt es daher
nahe, die einzelnen Dialoge erst einmal als solche
ernst zu nehmen und von einer bewussten literarischen Gestaltung auszugehen. Die Annahme,
dass Cicero hier geschlampert hat und schludrig
war, sollte am Ende einer Analyse als allerletzte
Erklärungsoption stehen – und nicht etwa die
Prämisse darstellen, die jede Untersuchung leitet.
Mit Blick auf die ciceronischen Produktionsbedingungen gibt es zunächst also keine zwingenden Gründe, die grundsätzlich gegen Cicero
als ernstzunehmenden Autor und Philosophen
sprechen.
4. Cicero als skeptischer Philosoph
Wenn wir nun fragen, welchen philosophischen
Ansatz Cicero selbst vertreten hat, dann lohnt es
sich, einen Blick ins Proömium seiner Schrift De
natura deorum zu werfen (vgl. dazu ausführlicher
Diez 2021, 109-128). Dort fasst er nämlich noch
einmal prägnant seine eigene philosophische
Position zusammen, die er in den Academica in
größerer Ausführlichkeit entfaltet hatte:
Non enim sumus i, quibus nihil verum esse
videatur, sed i, qui omnibus veris falsa quaedam adiuncta esse dicamus tanta similitudine,
ut in is nulla insit certa iudicandi et adsentiendi
nota. Ex quo exsistit et illud multa esse probabilia, quae, quamquam non perciperentur,
tamen, quia visum quendam haberent insignem et inlustrem, his sapientis vita regeretur.2
(Cic. nat. deor. 1,12)
Cicero bekennt sich in dieser Passage zur skeptischen Philosophie. Skeptizismus bedeutet für
32
ihn allerdings nicht, grundsätzlich an allem zu
zweifeln und in der Aporie zu enden, welche
die Menschen handlungsunfähig zurücklassen würde. Eine radikale Skepsis, wie sie etwa
Karneades und andere vertreten haben mögen,
lehnt er also ab. Stattdessen gibt er sich als ein
Anhänger der gemäßigten Skepsis zu erkennen,
wie sie sein philosophischer Lehrer Philon von
Larissa geprägt hat. Im Zentrum dieses Ansatzes
steht die Suche nach dem Wahrscheinlichen
(probabile oder verisimile, vgl. Fuhrer 1993 zum
Begriff). Was genau bedeutet das? Cicero hält in
der Nachfolge Philons an dem scharfen Gegensatz zwischen verum (Wahrheit) und falsum
(Falschem) fest, der maßgeblich für die antike
Philosophiegeschichte ist. Wie den anderen
Philosophenschulen geht es auch ihm darum,
mithilfe der Philosophie nach dem verum zu
streben und das falsum als solches zu benennen
und zu meiden. Im Gegensatz zu epikureischen
und stoischen Ansätzen geht die gemäßigte Skepsis allerdings davon aus, dass es die Wahrheit als
solche zwar gibt und dass man nach ihr suchen
und streben soll, man sie letztlich aber nie zur
Gänze erreichen wird. Dies liegt, wie Cicero in
Academica 2,7 erklärt, einerseits an der obscuritas in ipsis rebus, also einer Unklarheit in den
Dingen selbst. Hier zeigt sich das platonische
Erbe der gemäßigten Skepsis. Die Wahrheit als
solche ist in unserer Welt immer von falschen
Eindrücken umgeben. Wir können uns also die
Wahrheit wie einen geschliffenen Stein vorstellen,
der von Moos und Staub bedeckt ist und um den
sich andere Ablagerungen gebildet haben, die
ein Erkennen des eigentlichen Steins unmöglich
machen. In der Welt erscheint die Wahrheit
nirgends eindeutig. Ein weiteres Problem ist die
infirmitas in iudiciis nostris, also unsere eigene
menschliche Unfähigkeit, die Wahrheit mithilfe
unserer Sinne und unseres Verstandes sicher als
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Echte Philosophie? Neue Perspektiven auf die Cicero-Lektüre in der Oberstufe
solche zu erkennen. Für Philon und Cicero ergibt
sich daraus als Folge, dass man als Philosoph
und aufgeklärter Mensch stattdessen nach dem
probabile suchen soll. Das probabile ist diejenige
Position, die nach rationaler Prüfung als die
wahrscheinlichste aller möglichen Ansichten
zu einer Fragestellung gelten kann. Auch beim
probabile mag es zwar Elemente geben, die
man eher dem falsum als dem verum zuordnen
würde. Dennoch überwiegen hier die Eindrücke,
die dem Bereich des verum zugeordnet werden
können, so deutlich, dass der Weise sich auf sie
verlassen kann. Das probabile wird ihm in der
Folge zur handlungsleitenden Instanz. Der Weise
wird dem probabile nicht vollends zustimmen
(adsentiri), aber ihm doch folgen (sequi), um
dadurch einen rational verantworteten Weg
durchs Leben zu finden.
Wenn nun das probabile das einzige ist, das
einem vernünftigen Menschen Orientierung gibt,
steht die Frage im Raum, woran man es erkennen
und auf welchem Weg man es finden kann. Im
Proömium von De natura deorum gibt Cicero
seinen Rezipienten dafür epistemologische Hilfestellungen auf den Weg. Das ist einer der Gründe,
der gerade das Proömium von De natura deorum
so reizvoll werden lässt: Cicero legt hier nämlich
nicht nur allgemein seine skeptische Philosophie noch einmal in Kurzform dar, sondern
gibt seiner Leserschaft auch Lesehinweise und
Hilfestellungen mit, wie sie selbst nach dem
probabile suchen kann. Ein wichtiger Hinweis
dazu findet sich gegen Ende des Proömiums:
Quod facere is necesse est, quibus propositum est
veri reperiendi causa et contra omnes philosophos
et pro omnibus dicere.3 (Cic. nat. deor. 1,11) Die
Grundvoraussetzung, um das probabile herauszufiltern, besteht laut Cicero also erstens darin,
die Positionen aller wichtigen Philosophenschule
zu einer bestimmten Fragestellung zu kennen
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und zweitens sie hinsichtlich ihrer jeweiligen
Vor- und Nachteile bewerten zu können. Letztlich beschreibt er damit genau die Struktur vieler
seiner skeptischen Dialoge, beispielsweise von De
finibus oder De natura deorum. Dort widmet sich
Cicero jeweils einer philosophischen Teilfrage –
in De finibus der Ethik, in De natura deorum der
Theologie. Zu dieser philosophischen Teilfrage
lässt er dann die Vertreter der jeweiligen Schule
selbst zu Wort kommen, bevor er ihre Ansicht
aus einer skeptischen Warte kritisieren lässt.
Dieses dialektische Verfahren, das Cicero selbst
als in utramque partem disserere bezeichnet,
stellt also die Grundvoraussetzung dar, um das
probabile zu finden. Dabei warnt Cicero seine
Rezipienten jedoch vor einer Überschätzung
ihrer eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten:
Profecto eos ipsos, qui se aliquid certi habere arbitrantur, addubitare coget doctissimorum hominum
de maxuma re tanta dissensio4 (Cic. nat. deor.
1,14). Hier und an anderen Stellen im Proömium zeigt sich Cicero zurückhaltend gegenüber
Ansätzen, die allzu großes Vertrauen in ihre
Erkenntnisfähigkeit setzen und einen absoluten
Wahrheitsanspruch vertreten. Das energische
Pochen auf bestimmte Lehrsätze, das die Grenzen
der eigenen Erkenntnisfähigkeit überschreitet,
kennzeichnet laut Cicero das Gegenteil von
einer vernünftigen philosophischen Haltung.
Immer dann, wenn der Epikureer Velleius oder
vor allem der Stoiker Balbus im weiteren Verlauf
des Dialogs also metaphysische Sachverhalte so
darstellen, als seien sie so gewiss wie der Blick
aus dem Fenster, sollten die Rezipienten von De
natura deorum skeptisch werden. An diesen Stellen könne man das probabile sicher nicht finden.
Neben dem allzu großen Vertrauen in die eigene
Erkenntnisfähigkeit kritisiert Cicero jedoch auch
das allzu große Vertrauen in Lehrmeister oder
vermeintliche Vorbilder:
33
Christopher Diez
Qui autem requirunt, quid quaque de re ipsi
sentiamus, curiosius id faciunt, quam necesse
est; non enim tam auctoritatis in disputando
quam rationis momenta quaerenda sunt. Quin
etiam obest plerumque iis, qui discere volunt,
auctoritas eorum, qui se docere profitentur;
desinunt enim suum iudicium adhibere, id
habent ratum, quod ab eo, quem probant, iudicatum vident. Nec vero probare soleo id, quod
de Pythagoreis accepimus, quos ferunt, si quid
adfirmarent in disputando, cum ex iis quaereretur, quare ita esset, respondere solitos „ipse
dixit“; ipse autem erat Pythagoras: tantum
opinio praeiudicata poterat, ut etiam sine ratione valeret auctoritas.5 (Cic. nat. deor. 1,10)
Für Cicero bilden also die auctoritatis momenta,
das heißt die Autoritätsargumente, und die rationis momenta, das heißt die Vernunftargumente,
einen scharfen Gegensatz. Sich auf externe Autoritäten zu verlassen, ungeprüften Meinungen zu
folgen und blindlings die Ansichten vermeintlicher Meister nachzusprechen, ohne sie selbst
verstanden zu haben oder erklären zu können,
kann laut Cicero kein Weg zum probabile sein.
Seiner Leserschaft werden an dieser Stelle zwei
wichtige Dinge nähergebracht. Erstens: Immer,
wenn die Dialogteilnehmer im folgenden Dialog
Positionen vertreten, die sie selbst nicht erklären
können, sondern stattdessen nur auf Meisterworte verweisen, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sich dahinter das probabile verbirgt.
Zweitens kann kein Lehrer für sich in Anspruch
nehmen, das probabile ein für alle Mal und in
einer für alle gültigen Weise entdeckt zu haben.
Jeder Einzelne muss also seinen eigenen Verstand
benutzen und für jede Fragestellung selbst nach
dem probabile suchen. Auch Cicero kann nicht
für sich beanspruchen, die Wahrheit gefunden
zu haben; auch er hat kein Lösungsbuch, mit
dessen Hilfe er seiner Leserschaft das probabile
ein für alle Mal und definitiv zeigen kann. Stattdessen kann er ihnen in seinen Dialogen lediglich
geeignetes Material bieten, mit dessen Hilfe seine
34
Rezipienten sich darin üben sollen, diskursiv alle
Positionen nach dem probabile abzusuchen und
sich somit idealiter dem verum zu nähern.
Neben diesen beiden Aspekten, die man als
eine erste, skeptische Leseanweisung zusammenfassen kann, findet sich im Proömium von
De natura deorum eine zweite Spur. Gleich zu
Beginn des Werks beschreibt Cicero das religionsphilosophische Thema des Dialogs als eine
quaestio ad cognitionem animi pulcherrima,
also eine Fragestellung, die sich dazu eignet, das
eigene Verstehen zu trainieren. Damit bereitet er
also schon zu Beginn des Proömiums die gerade
vorgestellte erste Leseanweisung vor. Darüber
hinaus beschreibt er sein religionsphilosophisches Thema im Anschluss auch als ad moderandam religionem necessaria. Dadurch verdeutlich
Cicero, dass sich die Suche nach dem probabile
nicht im luftleeren Raum abspielt. Ganz im
Gegenteil: Er ermahnt seine Rezipienten durch
solche und weitere Hinweise im Proömium
dazu, immer die politischen und moralischen
Konsequenzen zu bedenken, die die einzelnen
philosophischen Positionen nach sich ziehen.
Dies verdeutlicht er am Beispiel derjenigen Positionen, die von Göttern ausgehen, die nicht in
das Weltgeschehen eingreifen und sich nicht von
den Gebeten und Opfern der Menschen bewegen
lassen. Wenn sich solch eine Position durchsetzen
würde, so wäre laut Cicero zu befürchten, dass
die römische Kultausübung und in der Folge
auch die Wertvorstellung der pietas gefährdet
wäre. Und das hätte schlimme Auswirkungen
auf den Bestand des gesamten römischen Staats:
Atque haut scio, an pietate adversus deos sublata
fides etiam et societas generis humani et una
excellentissuma virtus, iustitia, tollatur.6 (Cic. nat.
deor. 1,4)
Ciceros philosophische Position, sein
römischer Skeptizismus, lässt sich also konden-
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Echte Philosophie? Neue Perspektiven auf die Cicero-Lektüre in der Oberstufe
siert in diesen zwei Leseaufforderungen finden:
Es geht ihm einerseits darum, dass seine Rezipienten methodisch geleitet und eigenverantwortlich das probabile herausfinden, und andererseits
darum, dass sie dabei die politisch-gesellschaftlichen Folgen bedenken, die die jeweilige Position
auf den römischen Staat und die römische Gesellschaft ausüben würde. Nun mag man einwenden,
dass Cicero seiner römischen Leserschaft damit
etwas ziemlich Anspruchsvolles zumutet. Fragen
wir uns also zur Probe aufs Exempel danach, mit
welchem Leserkreis Cicero gerechnet hat. Einen
ersten Hinweis darauf finden wir wiederum im
Proömium von De natura deorum: Complures
enim Graecis institutionibus eruditi ea, quae
didicerant, cum civibus suis communicare non
poterant, quod illa, quae a Graecis accepissent,
Latine dici posse diffiderent7 (Cic. nat. deor. 1,8).
Cicero geht also von Lesern aus, die bereits
ernsthaft mit griechischer Bildung in Berührung gekommen sind. Allerdings fehlt ihnen
nun die Fähigkeit, darüber in ihrem römischen
Sprach- und Kulturkreis angemessen sprechen
zu können. Das griechische Wissen ist wie ein
Fremdkörper, der unverbunden neben ihrer
lateinischen Sprach- und Kulturwelt steht und
daher in ihrem Alltagsleben keine rechte Funktion erfüllen kann. Dass Ciceros Ziel vor allem
in der Sprachraumerschließung liegt, zeigt sich
noch deutlicher in Academica 2,8f.:
Nam ceteri primum ante tenentur adstricti,
quam, quid esset optimum, iudicare potuerunt; deinde infirmissimo tempore aetatis aut
obsecuti amico aut cuidam aut una aliquoius,
quem primum audierunt, oratione capti de
rebus incognitis iudicant et, ad quamcumque
sunt disciplinam quasi tempestate delati, ad
eam tamquam ad saxum adhaerescunt. […]
Iudicaverunt aut<em> re semel audita <et>
ad unius se auctoritatem contulerunt.8
An dieser Stelle wird das Profil von Ciceros
intendierten Rezipienten deutlich. Cicero zielt
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nicht vornehmlich auf einen philosophischen
Neuling ab, der mit der hellenistischen Philosophie erst noch vertraut gemacht werden
muss. Vielmehr rechnet er mit Lesern, die
philosophisch vorgebildet sind. Zu Ciceros Zeit
avancierten philosophische Inhalte nämlich
mehr und mehr zu einem kanonischen Teil des
Bildungskanons für junge Römer. Dabei standen die jungen Römer allerdings vor dem Problem, dass sie das auf Griechisch und in einem
griechischen Umfeld erworbene Wissen nicht in
ihren eigenen kulturellen Rahmen übertragen
konnten und sich, wenn überhaupt, nur mit
einer einzigen philosophischen Schule näher
beschäftigt haben. Bei dieser Schule, zu der
ein junger Römer durch Zufall oder durch den
Einfluss seiner Entourage geraten ist, bleibt er
dann stehen – entweder aufgrund der auctoritas
eines Meisters oder aufgrund seiner Unkenntnis
der anderen Positionen, nicht jedoch aus innerer Einsicht und Überzeugung. Wenn er sich
danach weiter mit der Philosophie beschäftigt,
dann tut er das nur im engeren Freundeskreis
zu Mußestunden, ohne größeren Konnex zu
seinem römischen Alltagsleben und ohne vertiefte Kenntnis der übrigen Philosophenschulen. Mit seinen skeptischen Dialogen möchte
Cicero diesen Zustand ändern. Er lädt seine
römischen Mitbürger ein, sich von der Warte
der Neuen Akademie aus erneut auf die Philosophie einzulassen, die relevanten philosophischen Positionen und ihre Ansätze selbstständig
zu durchdenken und sie durch eine kritische
und verantwortliche Prüfung in die kulturelle
Sphäre Roms zu übertragen. Dadurch möchte
Cicero seinen Mitbürgern dazu verhelfen, träges
Wissen umzuwandeln und es zur konstruktiven
Problemlösung in einer politisch und sozial turbulenten Zeit zu verwenden. Nicht philosophiehistorische Belehrung, sondern die Befähigung
35
Christopher Diez
zu einer eigenständigen und verantwortlichen
Urteilsbildung ist Ciceros Ziel.
5. Pe r s p e k t i v e n f ü r d i e s c h u l i s c h e
Cicero-Lektüre
Nimmt man dieses neue Cicero-Bild ernst, dann
ergeben sich daraus für den schulischen Oberstufenunterricht mehrere Folgen. Ein erstes
Lernziel könnte zunächst darin bestehen, dass
die Schülerinnen und Schüler Ciceros Ansatz
einer gemäßigten und politisch verantworteten
Skepsis kennenlernen, ihn beschreiben und sich
kritisch mit ihm auseinandersetzen (Lernziel
1). Gerade die vorgestellten Passagen aus dem
Proömium von De natura deorum (vgl. auch
Kuhlmann 2020 zum Bildungswert von Ciceros
Religionsphilosophie) und aus den Academica
bieten sich an, um Ciceros skeptischen Ansatz
anhand von überschaubaren, relevanten und
verständlichen Textstellen herauszuarbeiten.
Dieses Lernziel ergibt sich einerseits aus fachwissenschaftlichen Gesichtspunkten. Wenn
die neuere Forschung nämlich zu dem ersten
Konsens gekommen ist, dass Cicero kein bloßer
Philosophiehistoriker war und kein reiner
Eklektiker, sondern einen eigenständigen philosophischen Ansatz verfolgt hat, liegt es nahe,
ihn auch als solchen bei der Behandlung von
Ciceros Philosophica ernst zu nehmen9 und
Cicero nicht nur als philosophiehistorischen
Steinbruch zu verwenden (vgl. Wiener 2009).
Dazu treten andererseits noch weitere, pädagogisch begründete Gesichtspunkte. So bietet
es sich an, sich im Sinne des existenziellen
Transfers kritisch mit Ciceros philosophischem
Ansatz auseinanderzusetzen und ihn mit dem
heutigen Wahrheitsdiskurs zu konfrontieren.
Exemplarisch kann dies an den folgenden drei
Anforderungssituationen gezeigt werden, bei
denen es reizvoll scheint, Ciceros philosophi-
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schen Ansatz mit heutigen Problemstellungen
ins Gespräch zu bringen. Zum einen das
Stichwort „Fake News“. Nicht zuletzt durch
die neuralgische Prägung des Begriffs ‚alternative facts‘ lässt sich zeigen, dass in Teilen der
Öffentlichkeit die scharfe Trennung zwischen
verum und falsum nicht mehr ohne Weiteres
akzeptiert wird. Erinnern wir uns: Mit dem
Begriff ‚alternative facts‘ hat eine Beraterin des
ehemaligen US-Präsidenten versucht, falsche
Angaben seines Pressesprechers zur Publikumsgröße während der Amtseinführung zu legitimieren: Er habe nicht die Unwahrheit gesagt,
sondern eben ‚alternative facts‘ präsentiert.
Da die Unterscheidung zwischen verum und
falsum, zwischen Tatsachenwahrheiten, bloßen
Meinungen und falschen Behauptungen, auch
medial brüchig geworden ist, gibt es in Teilen
der Öffentlichkeit eine Tendenz, überhaupt
nicht mehr nach dem verum zu fragen. Gerade
hier könnte Ciceros Konzept des probabile eine
Möglichkeit bieten, die immer schwieriger
werdende Grenzziehung zwischen verum und
falsum als solche anzuerkennen und dennoch
nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Nach der
Analyse von Ciceros Wegweiser, wie sich das
probabile erkennen ließe, könnte man leicht
mit den Schülerinnen und Schülern darüber
ins Gespräch kommen, welche dieser Kriterien
auch heute noch hilfreich sein könnten und
welche angepasst werden müssten. Wie sähe
heute eine Suche nach dem probabile aus, welcher Kriterien müsste man sich bedienen? Zum
anderen verschärft sich die epistemologische
Herausforderung durch die mediale Verzerrung
der Wirklichkeit in den sozialen Medien. Beautyfilter, Fotoshopbearbeitung, gute Beleuchtung
und die richtige Pose führen beispielsweise
dazu, dass unsere Schülerinnen und Schüler
auf Instagram und TikTok mit unrealistischen
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Echte Philosophie? Neue Perspektiven auf die Cicero-Lektüre in der Oberstufe
‚Schönheitsvorbildern‘ bombardiert werden.
Auch wenn einige Influencerinnen und Influencer mittlerweile diese Mechanismen offenlegen
und durch solche Bilder, die innerhalb kurzer
Zeit hintereinander aufgenommen worden sind
und die ein und selbe Person mal besonders
schlank, mal mit Bauchansatz zeigen („not a
before, not an after-Selfie“), auf die Gefahren
dieses Trends hinweisen, werden unsere Schülerinnen und Schüler dennoch ständig mit
solchen geschickt erzeugten Idealbildern konfrontiert, deren Wirkkraft sie sich nur schwer
entziehen können. Dieses Phänomen ließe sich
mit Gewinn mit Ciceros Diagnose ins Gespräch
bringen, wenn er schreibt, dass die Wahrheit
aufgrund der Unklarheit der Erscheinungen
selbst und aufgrund unserer Schwäche, sie zu
erkennen, nicht aufgedeckt werden kann. Beide
Aspekte lassen sich in der Instagramisierung der
jugendlichen Lebenswelt nachweisen: Ciceros
unklare Erscheinungen entsprächen dabei den
bearbeiteten Bildern, während die menschliche
Schwäche, die Wahrheit als solche erkennen zu
können, mit unserer Unfähigkeit korrespondiert, den manipulierten Bildern ihre Macht
über uns zu entziehen. En passant könnte das
Fach Latein dadurch auch einen Beitrag zur
Medienbildung leisten, die bundesweit in den
übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen verankert ist. Schließlich kann man auch
die Frage nach der politischen Verantwortung
von gesicherten Erkenntnissen stellen. Ciceros
ja nicht ganz unproblematische These, dass
das probabile sich nicht nur vor dem Forum
der Vernunft, sondern auch des öffentlichen
Wohls rechtfertigen muss, ließe sich anhand
von Herausforderungen beispielsweise der
Corona-Pandemie aktualisieren. Darf ein Forscher erste Erkenntnisse und Hinweise zu einem
Virus öffentlich machen, auch wenn er fürchten
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muss, dadurch implizit zu Hamsterkäufen,
Panik und öffentlichen Unruhen beizutragen?
Welche möglichen Szenarien, die sich mehr im
Bereich des probabile als des verum aufhalten,
sollen etwa Modellierer gegenüber Politikerinnen und Politikern kommunizieren, die sie
beraten sollen? Anhand solcher oder ähnlicher
Fragestellungen lässt sich das von Cicero aufgeworfene Problem einer verantworteten Erkenntnistheorie diskutieren: Darf ich probabilistische
Erkenntnisse zurückhalten, wenn ich denke,
damit das öffentliche Wohl potenziell zu gefährden oder zumindest in Unruhe zu versetzen?
Neben diesem ersten Lernziel, das sich aus
fachwissenschaftlichen und pädagogischen
Gründen ergibt, ließen sich noch weitere
Schlussfolgerungen für die Cicero-Lektüre
ziehen. Wenn man nämlich davon ausgeht, dass
Cicero seine Dialoge nicht dazu geschrieben hat,
um ein unkundiges Publikum zum ersten Mal
über die griechische Philosophie zu informieren, sondern er stattdessen Material zur Ausbildung der Urteilsfähigkeit einer philosophisch
schon vorgebildeten Leserschaft bereitstellt,
sollte das berücksichtigt werden, indem diese
Lesehaltung bei der Interpretation ausgewählter Texte berücksichtigt wird. Der einfachste
Weg bestünde darin, durch geeignete Sachinformation den Schülerinnen und Schülern das
nötige philosophische Hintergrundwissen zum
jeweiligen Text schon im Vorfeld im Sinne eines
„Advance organizers“ (Wahl 2013, S. 97-102
sowie S. 146-161) zur Verfügung zu stellen und
die spätere Interpretation dadurch zu entlasten.
Die Analyse des Cicero-Textes stünde dann
nicht mehr unter der Perspektive, aus ihm das
epikureische Freundschaftsbild, das stoische
Götterbild, die akademische Begründung des
Gemeinwohls oder ähnliches herauszuarbeiten,
sondern zu analysieren, wie Cicero es seine
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Christopher Diez
Dialogredner darstellen lässt. Wie die antike
Leserschaft könnte man also fragen: Wo erkennen wir besonders überzeugende Argumente,
in denen das probabile aufscheint, weil der
jeweilige Redner ein widerspruchsfreies, evidenzbasiertes und für die römische Lebenswelt
anschlussfähiges Argument entfaltet? Und wo
sind einzelne Argumente der Dialogredner von
Cicero schon als kritisch bzw. schwach gezeichnet, etwa weil der Gesprächspartner selbst sie
nicht begründet, nur auf Meisterworte verweist, scharfe Polemik einsetzt oder die eigene
Erkenntnisfähigkeit überstrapaziert? Dabei darf
nicht übersehen werden, dass bei Cicero Rede
u n d Gegenrede im Dienst der Urteilsbildung
stehen: Überall, auch in den Gegenreden, ist
mit unterschiedlichen Plausibilitätsgraden zu
rechnen. Auch die skeptische Gegenrede ist
also nicht das Lösungsbuch, auch hier findet
sich nicht das probabile in Reinform, auch hier
müssen die Rezipienten wachsam prüfen. Die
Schülerinnen und Schüler werden durch einen
solchen Interpretationsansatz in die Lage versetzt, den Zusammenhang zwischen Ciceros
Skeptizismus und der Dialogform seiner Werke
zu erklären und vor diesem Hintergrund ausgewählte Passagen aus seinen Philosophica zu
interpretieren (Lernziel 2).
Um dieses letzte Lernziel mit einem abschließenden Beispiel zu erläutern, bieten sich wiederum Passagen aus De natura deorum an. So
lassen sich die unterschiedlichen Plausibilitätsgrade beispielweise in der Rede des Epikureers
Velleius im ersten Buch von De natura deorum
nachweisen. Ganz orthodox begründen die Epikureer normalerweise die Existenz der Götter
damit, dass die Menschen eine atomistisch
vermittelte Vorstellung von den Göttern haben
(vgl. Essler 2011 zur epikureischen Theologie).
Diese Vorstellung resultiere daraus, dass die
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feinen Götteratome vor allem im Schlaf auf
die Menschen einströmten. Deshalb hätten
die Menschen eine klare Vorstellung von der
Existenz, dem Aussehen und den Eigenschaften der Götter, ohne sie selbst direkt gesehen
zu haben. Cicero lässt Velleius hingegen die
Existenz der Götter einerseits mit dem consensus omnium-Argument begründen, das in stark
verkürzter Form lautet: Das, was alle Menschen
glauben, muss wahr sein (Cic. nat. deor. 1,44f.).
Außerdem schließen sich bei Velleius Argumentationsformen, beispielsweise mithilfe des
Kettenschlusses an, die die epikureische Göttervorstellung allgemein-rational begründen (Cic.
nat. deor. 1,46ff.). Indem Cicero hier auf den
leicht zu widerlegenden atomistischen Beweis
verzichtet, der gerade für antike Leser den Charakter einer wenig glaubwürdigen Notlösung
hat, stärkt er den Auftakt der Velleius-Rede
und verleiht ihr epistemologische Plausibilität.
Wenn Velleius allerdings im Anschluss daran
begründen möchte, wieso die Götter ausgerechnet eine menschliche Gestalt besitzen und
wie sie von den Menschen wahrgenommen
werden können, flüchtet er sich im berühmten
quasi corpus-Kapitel etwa in die bloße Zitation
von Meisterworten und epikureischer Fachtermini, die nicht weiter erklärt werden (Cic.
nat. deor. 1,49ff.) – Inszenierungstechniken,
die wenig allgemeine Plausibilität für sich
beanspruchen können. Wenn Cotta als skeptischer Gegenredner sich im Anschluss daran
an die Widerlegung der epikureischen Position
macht, finden sich auch hier unterschiedliche
Plausibilitätsgrade. So formuliert er einerseits
gewichtige Einwände gegen Velleius, indem er
zum Beispiel die Folgen aufzeigt, die die Idee
von menschlich aussehenden Göttern nach sich
zieht: Was sollten denn die Götter mit ihren
Gliedmaßen anfangen? Sollen sie essen, trinken,
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Echte Philosophie? Neue Perspektiven auf die Cicero-Lektüre in der Oberstufe
schlafen und sich sogar paaren? Umrahmt wird
diese scharfsinnige Widerlegung allerdings von
polemischen ad personam-Angriffen, die Cottas
Überzeugungskraft an dieser Stelle merklich
schwächen (Cic. nat. deor. 1,94f.).
Für die fachdidaktische Forschung und die
Lehrbucharbeit der nächsten Jahre bietet sich
also die reizvolle Aufgabe, solche und weitere
relevanten Stellen aus Ciceros Werk zu identifizieren, sie für Oberstufenschülerinnen und
-schüler zu erschließen und sie anhand von
geeigneten Anforderungssituationen mit der
heutigen Lebenswelt ins Gespräch zu bringen.
Künftige Schülerinnen und Schüler könnten
Cicero auf diese Weise als einen Philosophen
kennenlernen, dessen Ansatz und philosophische Methode auch für die heutige Zeit in
mehrfacher Hinsicht lohnend sind und einen
echten Bildungswert entfalten.
Literatur:
Auvray-Assayas, C. (2006): Cicéron, Paris.
Diez, C. (2021): Ciceros emanzipatorische Leserführung. Studien zum Verhältnis von dialogisch-rhetorischer Inszenierung und skeptischer Philosophie in De natura deorum,
Stuttgart.
– (2022): Ciceros De natura deorum und die
deutsche Quellenforschung. Wissenschaftsgeschichtliche Überlegungen zu einer problematischen Verbindung, in: C. Diez / C. Schubert
(Hg.): Zwischen Skepsis und Staatskult. Neue
Perspektiven auf Ciceros De natura deorum,
Stuttgart, S. 95-116.
Ehlers, W.-W. (2011): Der Philosoph Cicero, Forum
Classicum 54, S. 264-273.
Essler, H. (2011): Glückselig und unsterblich. Epikureische Theologie bei Cicero und Philodem.
Mit einer Edition von Pherc. 152/157, Kol.
8-10, Basel.
Frisch, M. (2020): Cicero philosophus. Ciceros philosophische Schriften im Lateinunterricht, in: P.
Kuhlmann / V. Marchetti (Hg.): Cicero als Bildungsautor der Gegenwart, Heidelberg, S. 9-33.
FC 1/2023
Fuhrer, T. (1993): Der Begriff veri simile bei Cicero
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Gigon, O. (1973): Cicero und die griechische Philosophie, ANRW I.4, S. 226-261.
Görler, W. (1974): Untersuchungen zu Ciceros Philosophie, Heidelberg.
Hoyer, R. (1898): Quellenstudien zu Ciceros Büchern
de natura deorum, de divinatione, de fato, RhM
53, S. 37-65.
Kuhlmann, P. (2020): Religion und Bildung bei
Cicero als Thema für den Lateinunterricht, in:
Kuhlmann, P. / V. Marchetti (Hg.): Cicero als
Bildungsautor der Gegenwart, Heidelberg, S.
103-123.
Lobe, M. (2020): Cicero philosophus im bayerischen
Gymnasium, in: P. Kuhlmann / V. Marchetti
(Hg.): Cicero als Bildungsautor der Gegenwart,
Heidelberg, S. 35-44.
Müller, G. M. (2015): Transfer und Überbietung im
Gespräch. Zur Konstruktion einer römischen
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Sauer, J. (2007): Argumentations- und Darstellungsformen im ersten Buch von Ciceros Schrift De
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Schäublin, C. (1995): Marcus Tullius Cicero. Akademische Abhandlungen. Lucullus. Text und
Übersetzung von C. Schäublin. Einleitung von
A. Graeser und C. Schäublin. Anmerkungen von
A. Bächli und A. Graeser, Hamburg.
Stroh, W. (2008): Cicero. Redner, Staatsmann, Philosoph, München.
Süß, W. (1952): Die dramatische Kunst in den philosophischen Dialogen Ciceros, Hermes 80, S.
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Wahl, D. (32013): Lernumgebungen erfolgreich
gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten
Handeln, Bad Heilbrunn.
Wiener, C. (2009): Theorie und Therapie. Zur Lektüre der philosophischen Schriften von Cicero
und Seneca in der elften Jahrgangsstufe, in: R.
Kussl (Hg.): Lateinische Lektüre in der Oberstufe, Speyer, S. 59-90.
Woolf, R. (2015): Cicero. The philosophy of a Roman
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Lehrplan der elften Jahrgangsstufe an bayerischen
Gymnasien (G8): https://www.gym8-lehrplan.
bayern.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/id_26534.
html [29.12.2022].
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Christopher Diez
Lehrplan der zwölften Jahrgangsstufe an bayerischen
Gymnasien (G9): https://www.lehrplanplus.
bayern.de/fachlehrplan/gymnasium/12/latein/
[29.12.2022].
Anmerkungen:
1) Hyperlinks als Quellenangabe zu den Zitaten
aus dem Lehrplan finden sich bei den Literaturangaben.
2) „Ich gehöre nämlich nicht zu denjenigen Philosophen, denen es scheint, als gebe es keine
Wahrheit, sondern zu denen, die sagen, dass
allen wahren Erscheinungen etwas Falsches
beigefügt ist und dass sich beides, Wahres und
Falsches, so sehr ähneln, dass es an ihnen kein
sicheres Zeichen gibt, um ein Urteil zu fällen
und seine Zustimmung zu geben. Daraus folgt,
dass vieles wahrscheinlich ist. Und obwohl das
Wahrscheinliche nicht mit letzter Sicherheit als
solches begriffen werden kann, kann dennoch
das Leben des Weisen davon bestimmt werden,
da es eine ziemlich deutliche und eindrückliche
Vorstellung von der Wahrheit vermittelt.“
3) „Dies zu tun [gemeint ist das Kennenlernen aller
zentralen Philosophenschulen, Anm. d. Verf.]
ist für diejenigen nötig, die sich vorgenommen
haben, zur Wahrheitsfindung sowohl gegen alle
Philosophen als auch für sie zu sprechen.“
4) „Tatsächlich wird gerade diejenigen, die meinen,
dass sie eine sichere Erkenntnis haben, die
so große Uneinigkeit unter den gebildetsten
Menschen hinsichtlich einer so wichtigen Angelegenheit dazu bringen, ihr sicher geglaubtes
Wissen in Frage zu stellen.“
5) „Aber diejenigen, die danach fragen, was ich
selbst über jede philosophische Frage denke,
fragen neugieriger nach, als es nötig ist. Bei philosophischen Diskussionen darf man nämlich
nicht so sehr nach der Bedeutung der Person
fragen als vielmehr nach dem Gewicht der
Argumentation. Ja sogar schadet den Lernwilligen meist sogar das Ansehen derjenigen, die
vorgeben, etwas zu vermitteln. Sie hören dann
nämlich auf, sich ihr eigenes Urteil zu bilden,
und halten das für wahr, von dem sie sehen, dass
derjenige, den sie schätzen, es als wahr beurteilt hat. Auch missbillige ich für gewöhnlich
das, was man über die Pythagoreer gehört hat;
von ihnen heißt es, dass sie, wenn sie in einer
philosophischen Diskussion einer Behauptung
zustimmten und man sie fragte, warum sie ihr
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6)
7)
8)
9)
denn zustimmten, für gewöhnlich antworteten:
‚Er selbst hat es gesagt.‘ Mit ‚er selbst‘ aber war
Pythagoras gemeint. So viel vermochte eine
vorgefasste Meinung, dass Pythagoras‘ Ansehen
sogar ohne eigene Prüfung ausreichte.“
„Und ich weiß nicht, ob nach der Beseitigung
der Frömmigkeit gegenüber den Göttern nicht
auch die Vertragstreue, der Zusammenhalt
unter den Menschen und die eine herausragende Tugend, nämlich die Gerechtigkeit,
beseitigt werden würden.“
„Denn gar nicht wenige, die in griechischen Einrichtungen unterrichtet worden waren, konnten
das, was sie dort gelernt hatten, nicht mit ihren
Mitbürgern teilen, weil sie bezweifelten, dass
sich die Inhalte, die sie von Griechen empfangen
hatten, auf Lateinisch ausdrücken ließen.“
Lateinischer Text und deutsche Übersetzung
folgen Schäublin 1995: „Die andern nämlich
sind erstens gebunden und sitzen fest, bevor
sie auch nur in die Lage gekommen sind zu
entscheiden, was das Beste sei; zweitens schließen sie sich in einem Lebensalter, dem die
erforderliche Selbstständigkeit am meisten fehlt,
entweder an irgendeinen Freund an, oder sie
lassen sich fangen durch eine einzige Rede eines
beliebigen Menschen, unter dessen Zuhörer sie
zuerst geraten sind: dann entscheiden sie über
Dinge, die sie nicht erkannt haben; und gegen
welche Lehre auch immer sie wie von einem
Sturm getrieben worden sind, daran klammern
sie sich fest wie an einen Felsen. Entschieden
aber haben sie sich für eine philosophische
Lehre, nachdem sie sich eine Sache ein einziges
Mal angehört hatten, und sie haben sich gleich
der Autorität eines einzigen anvertraut.“
Der neue bayerische LehrplanPLUS für die 12.
Jahrgangsstufe, die zum ersten Mal im Schuljahr
24/25 unterrichtet werden wird, eröffnet bspw.
bereits eine solche Möglichkeit. In den Kompetenzerwartungen zum Lernbereich 12.1 heißt
es sowohl für das grundlegende als auch für
das erhöhte Anforderungsniveau: „Die Schülerinnen und Schüler weisen in Ciceros Umgang
mit philosophischen Konzepten seine akademisch-skeptische Grundhaltung […] nach“.
Hierin ist ein echter Fortschritt zu sehen, da
Cicero zum ersten Mal um seiner selbst willen
innerhalb des Philosophiekapitels erscheint.
Christopher Diez
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